Gleich sechs Medaillen – je drei in Silber und Bronze – nahmen die UJZler von den Staatsmeisterschaften in Krems mit nach Hause. Man zog jedoch eine zwiespältige Bilanz. Einerseits waren da die sechs Medaillen (kein Verein holte mehr), welche Andrea Dall (-52), Tobias Weixelbaumer (-66), Christoph Hofer (-81/alle in Silber), Nikolas Rechberger (-60), Mario Wiesinger (-66) und Driton Shala (-73/alle in Bronze) holten. Um zwei mehr als vor einem Jahr, was Trainer Martin Schlögl als positiven Trend verstand: „Dazu kommen noch starke Leistungen von den Jugendlichen Jakob Wiesinger (5.; Anm.) und Richard Pröll (7.).“ Andererseits blieb das UJZ in Krems ohne Titelgewinn – etwas, das bei Staatsmeisterschaften zuletzt vor 18 Jahren vorkam, als 2000 in Höchst eine Silberne durch Ernst Hofer sowie vier Bronzene auf der Habenseite gestanden hatten. Für den einen Titel im Vorjahr hatte übrigens Daniel Allerstorfer gesorgt, der wegen des Grand Slams in Abu Dhabi wie der Rest des A-Kaders die Staatsmeisterschaft „schwänzte“. Der am Samstag mitschwingende Wermutstropfen beruhte ob der zahlreichen Medaillen-Ausbeute jedoch keineswegs auf mangelnder Konkurrenzfähigkeit, sondern vielmehr auf den ausgelassenen Chancen auf Gold, welche ja in dreifacher Form vorhanden gewesen waren.
Oberösterreichs beste Dame: Andrea Dall
Obwohl aus St. Peter, genoss Andrea Dall in Krems Heimvorteil, schließlich studiert die 23-Jährige in der Weinstadt. Trotz der kurzen Anreise aus ihrer nahegelegenen WG hätte die angehende Physiotherapeutin ihren ersten Kampf beinah verschlafen: Gegen die Klosterneuburgerin Katja Gadermaier übersah Dall nach nur wenigen Sekunden einen Angriff, lag gleich einmal mit Waza-ari zurück. Ein Weckruf für das Leichtgewicht, das danach – an Dalls Mimik deutlich erkennbar – auf „Beastmode“ umschaltete, um die Partie mit drei Shidos noch herumzureißen. Mit einem wesentlich nervenschonenderen Armhebelsieg über die Kärntnerin Clara Lindner gings ins Halbfinale, das Dall trotz der unangenehmen Linksauslage der Reichramingerin Laura Fink recht souverän mit Waza-ari für sich entschied. Im Finale lieferte sich Dall mit Titelverteidigerin Anika Schicho einen gleichermaßen beherzten wie offenen Fight, der im Golden Score durch das eifrig nach Shidos suchende Kampfgericht zugunsten der Niederösterreicherin entschieden wurde. Mit der Silbernen toppte Dall nicht nur ihr bestes Staatsmeisterschaftsresultat (Bronze 2016), sondern sorgte auch für die beste oberösterreichische Damen-Platzierung bei den Meisterschaften in Krems.
Der Freund für die silbernen Momente
Fast so, als wollte er sich solidarisch mit Dall erklären, stellte sich auch ihr Freund, Tobias Weixelbaumer, auf das Silber-Podest. Wobei zu Gold nicht viel gefehlt hatte, womöglich gar nur eine Oberarmbreite. Der Oberarm Weixelbaumers war es nämlich, der nach einem Tomoenage-Angriff von Finalgegner Florian Doppelhammer unter seinem Körper landete, wodurch das entscheidende Waza-ari zustandekam. Der routinierte Hartkirchner verteidigte infolge geschickt und ließ sich seinen ersten Staatsmeistertitel nicht mehr nehmen. Es sei ihm vergönnt, schließlich war der 28-Jährige schon viermal Zweiter und zweimal Dritter gewesen – nun hatte es endlich für ganz rauf gereicht. Zum Vergleich: Für Weixelbaumer war die Silberne sein allererstes Staats-„Umhängsl“ bei den Erwachsenen. Dieses war aber hochverdient: Der Bankangestellte hatte sich mit teils sehenswerten Siegen über Patrick Hinterberger (Judogym), Peter Anetshofer (Samurai), Roland Grohs (ASKÖ Graz) und Stefan Kudera (Galaxy) bärenstark ins Finale manövriert. Auf dem Podest stand er dann mit drei anderen Oberösterreichern, darunter auch Mario Wiesinger, der seinen dritten Platz aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigte. Der Ottensheimer hatte sich ebenfalls nur Doppelhammer beugen müssen. Um ein Haar hätte Wiesingers Bronze-Gegner nicht Grohs (den er mit Sangaku festhielt), sondern Richard Pröll geheißen. Der mit 16 Jahren jüngste UJZ-Starter hatte mit Platz sieben ein starkes Staats-Debüt abgeliefert. Unter seinen beiden Kampfgewinnen war auch ein Festhaltersieg über den Welser Thomas Haminger.
Der Überraschungsmann: Christoph Hofer
Auf die Frage, wie er es geschafft habe, in das 81-kg-Finale einzuziehen, entgegnete Christoph Hofer schmunzelnd: „Das weiß ich selbst nicht so genau.“ Es war wohl genau jene Unbekümmertheit, die den 21-Jährigen in sein zweites Staats-Finale nach 2015 (damals Zweiter bis 73 kg) hievten. In eben jenem war dann gegen den körperlich überlegenen Saif-Islam Islamhanov kein Kraut gewachsen – der Grazer setzte sich mit Waza-ari für Seoinage sicher durch. Davor lieferte der Mechatronik-Student vier mitunter packende Partien ab. Darunter ein nicht ganz unglücklicher Viertelfinalsieg über den Wimpassinger Michael Zeltner, der sich praktisch in letzter Sekunde selbst in den Festhalter reinlegte. Ganz von ungefähr komme die neuentdeckte Ausdauer Hofers aber nicht. „Ein paar Mal war ich jetzt schon in Innsbruck (sein Studienort; Anm.) im Landeskadertraining“, beteuerte der frischgebackene Vize-Staatsmeister. Außerdem schwört Hofer auf Mountainbike-Downhill zum Training von Griff und Oberkörper. Wenn’s hilft…
UJZ-Duell um Bronze
Da die beiden Nationalteam-73er Lukas Reiter und Christopher Wagner wie Allerstorfer in Abu Dhabi weilten, schienen die Voraussetzungen günstig für Driton Shala. Jedoch musste sich der Gramastettner im Viertelfinale dem physisch dominanterem Wachid Borchashvili beugen. Der Welser setzte sich nach seinem Vorjahres-Titel bis 66 nun auch die Krone bis 73 auf. Shala blieb nur der Weg über die Trostrunde, an dessen Ende Jakob Wiesinger als Gegner im Bronze-Kampf wartete. Auch wenn er gegen Shala den Kürzeren zog und Fünfter wurde, konnte Wiesinger sein großes Kämpferherz unter Beweis stellen. Insbesondere im Halbfinale, als er sich mit dem Welser Michael Winkler eine Materialschlacht über 9:17 Minuten lieferte, die er nur wegen eines dritten Shidos verlor.
Bleibt noch die Bronzene für Nikolas Rechberger, dem diese Selbstvertrauen geben wird. Nach der U21-Weltmeisterschaft auf den Bahamas unternimmt der 18-Jährige nun nämlich einen neuen Anlauf, endgültig in die 60er-Klasse zu wechseln. Seine erste Staats-Medaille kann getrost als geglückter Auftakt für dieses Unternehmen verbucht werden. Im Bronzekampf schlug der Haibacher den Wiener Neudorfer Wolfgang Schneider.
Tamara Höfer (-57), Simon Hofer (-81), Rainer Binder (-90) und Dominik Staltner (-100) wurden Siebte. Pamela Neubauer (-57), Rebekka Autengruber (-70), Lukas Lindorfer (-60), Wojtek Kanik (-73) und Norbert Gattringer (-81) blieben unplatziert.
Größtes Aufgebot
Mit 17 Startern brachte das UJZ die meisten Starter aller 41 teilgenommen Klubs auf die Matte. Die insgesamt 173 Kämpfer bedeuteten die höchste Starterzahl seit Gmunden 2014 (178). Vor einem Jahr waren es im reise-intensiven Hard deren 146 gewesen. Nicht anwesend war in Krems neben dem A-Kader auch ÖJV-Präsident Hans-Paul Kutschera.
Die neuen Staatsmeister heißen:
-48 Katharina Tanzer (Samurai)
-52 Anicka Schicho (Klosterneuburg)
-57 Asimina Theodorakis (Stadlau)
-63 Susanne Lechner (Wr. Neudorf)
-70 Narges Mohseni (Samurai)
-78 Sarah Mairhofer (Wimpassing)
+78 Maria Höllwart (Bischofshofen)
-60 Valentino Krnjic (Galaxy)
-66 Florian Doppelhammer (Dynamic)
-73 Wachid Borchashvili (Wels)
-81 Saif-Islam Islamhanov (Graz)
-90 Johannes Pacher (Galaxy)
-100 Marko Bubanja (Galaxy)
+100 Stephan Hegyi (Hakoah)
Quelle: Abgerufen am 29/10/2018 von https://www.meinbezirk.at/rohrbach/c-sport/grosse-ausbeute-fuer-die-judoka-in-krems_a3003978
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